Was macht uns Glücklich?
Was macht uns wirklich glücklich im Leben? Das haben sich Max aka Timo und Jakob aka Lukas aus meinem Lieblings-Podcast Beste Freundinnen vor einiger Zeit in einer Folge gefragt.
In Ihrem Podcast geht es sonst eigentlich um ganz andere Dinge, aber in dieser Folge haben der Psychologe Lukas und sein Gesprächspartner, der Sozialpädagoge Timo, sich ganz dem Thema Glück im Alltag gewidmet.
Ich fand ihre Ideen so spannend und inspirierend, dass ich sie auf diesem Weg in meiner Version teilen möchte.
Vielleicht hast du das auch schon festgestellt: Je mehr du etwas willst, umso schwieriger ist es, es zu bekommen. Forschungsergebnisse zeigen, dass das auch für das Glücklichsein gilt. Je stärker wir versuchen, glücklich zu sein, umso unglücklicher werden wir.
Warum ist das so?
Wenn wir nach mehr Glück suchen, haben wir bestimmte Erwartungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Erwartungen nicht genau so erfüllt werden, wie wir uns das vorstellen, ist sehr hoch. Entsprechend werden wir immer wieder enttäuscht.
Sollten wir unsere Erwartungen ans Leben also einfach tiefer schrauben? Sollten wir mit einer pessimistischen Haltung durchs Leben gehen?
Nehmen wir an, wir würden wirklich so leben. Wie würden wir dann noch die Motivation finden, morgens aufzustehen? Wir würden ja davon ausgehen, dass uns sowieso nichts glücklich machen kann. Wahrscheinlich würden wir nur noch gerade das nötigste tun, um zu überleben.
Unsere Erwartungen zu senken, kann also nicht die Lösung sein.
Realistische ERwartungen
Die beiden Podcaster schlagen vor, dass wir realistisch bleiben. Statt nach dem ultimativen Glück zu suchen, ist es also hilfreicher, wenn wir uns überlegen, was realistischer Weise passieren könnte. Für idealistische Träumerinnen wie mich, tönt das erst mal nicht so attraktiv.
Als ich mir das ganze ein wenig länger durch den Kopf gehen liess, wurde mir aber klar, dass mir dieses realistische Denken bereits öfter geholfen hat, mehr Glück im Alltag zu finden.
Ein gutes Beispiel sind meine Erwartungen an die Silvesternacht. In meinen Teenagerjahren und auch noch in meinen Zwanzigern hatte ich immer sehr hohe Erwartungen an diese Nacht. Ich wollte, dass es die beste Party des Jahres wird, mit unvergesslichen magischen Momenten. Alles sollte perfekt sein – das Outfit, der Ort, die Leute, die Stimmung.
Es ist wenig überraschend, dass ich am 1. Januar oft enttäuscht und frustriert war. Natürlich habe ich viele schöne Silvesternächte erlebt, aber “die Party des Jahres”, wenn sie denn stattgefunden hat, war meistens eine andere.
Irgendwann habe ich eingesehen, dass eine Partynacht mit meinen Freund:innen, immer einfach eine Partynacht ist. Die Stimmung und die Erlebnisse hängen dabei von verschiedenen Faktoren ab – das Datum im Kalender spielt aber sicherlich keine Rolle.
Also habe ich angefangen, die Silvesterparty als normale Party (mit ein wenig mehr Glitzer) zu sehen.
Auf diese Weise konnte ich einfach geniessen, was passiert und war auch weniger enttäuscht, wenn der Abend nicht so berauschend war. Ich war einfach glücklich und dankbar, weil ich den Jahreswechsel mit meinen Freund:innen verbringen durfte.
Realistische Erwartungen helfen uns also auch, mehr im Moment zu sein und Dankbarkeit zu empfinden für das, was ist. Wenn unsere Erwartungen zu hoch sind, erkennen wir gar nicht, dass das, was vor uns ist, eigentlich genügt, um uns glücklich zu machen.
Nur weil etwas nicht genau so aussieht, wie wir es uns vorgestellt haben, muss es nicht schlechter sein.
Was sollen wir von uns selbst erwarten?
Der Forscher Adam Sutton belegte 1994, dass unser vergangenes Verhalten der beste Prädiktor für zukünftiges Verhalten ist. Einerseits kann uns das eine gute Orientierung geben, um unsere Erwartungen an uns selbst realistisch zu halten. Andererseits impliziert diese Aussage aber auch, dass wir immer etwa gleich bleiben und uns nicht weiterentwickeln können.
Die Idee, dass wir uns immer wieder gleich verhalten, ist nicht sehr motivierend, wenn wir unser Leben verändern oder ein neues Projekt starten möchten, nachdem wir mit dem letzten nicht erfolgreich waren.
Wahrscheinlich würden wir gar nicht erst versuchen, unsere Gewohnheiten zu verändern, wenn wir tatsächlich annehmen, dass wir sowieso immer wieder den alten Verhaltensmustern verfallen.
Inzwischen gibt es zum Glück auch Forschungsergebnisse, die die These von Sutton widerlegen.
Wir können von uns also realistischerweise auch erwarten, dass wir uns weiterentwickeln und verändern.
Um Enttäuschungen zu vermeiden, ist es aber trotzdem wichtig, dass wir ehrlich annehmen, wer wir sind. Unser vergangenes Verhalten ist ein Teil von uns und gibt uns Hinweise darauf, wie wir funktionieren.
Unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit helfen uns zu verstehen, wo unsere Baustellen liegen und was uns leicht fällt. Wenn wir diese Erfahrungswerte in unser neues Vorhaben integrieren können, stehen die Chancen gut, dass wir erfolgreich sind.
Weniger ist mehr
Wir leben in einer Welt, in der wir fast alles in kürzester Zeit haben können. Oft müssen wir uns dafür nicht einmal anstrengen. Ein paar wenige Klicks reichen und am nächsten Tag stehen die neuen Schuhe schon vor der Haustür. Wenn wir Lust auf Pizza haben, reicht ein kurzes Telefonat und frisch gebackene Pizza liegt wenig später vor uns auf dem Tisch.
Wir wissen oft nicht einmal mehr, was alles nötig ist, damit wir eine Pizza geniessen können. Es beginnt bei der Ernte von Getreidekörnern und deren Verarbeitung zu Mehl und geht weiter bis zur Auslieferung der Pizza zu uns nach Hause durch den Pizzakurier.
Je schneller und einfacher etwas für uns verfügbar ist, desto weniger Freude verspüren wir, wenn wir die Sache bekommen.
Wenn wir selbst etwas investieren (die Pizza selber backen) oder die Häufigkeit reduzieren (nur zu besonderen Anlässen Pizza bestellen), empfinden wir mehr Freude, wenn wir die Pizza endlich essen können.
Medienkonsum reduzieren
Weniger ist mehr – das gilt vor allem auch für unseren Medienkonsum. Wir wissen (und spüren) wohl alle, dass uns zu viel Bildschirmzeit nicht glücklich macht.
Aber wie viel ist eigentlich zu viel? Wie meine Lieblings-Podcaster berichten, haben Studien herausgefunden, dass bereits 2 Minuten täglicher Medienkonsum uns unglücklich machen kann.
Je nachdem, welche Inhalte wir also konsumieren, kann sich unser Gemütszustand innerhalb kürzester Zeit verschlechtern.
Wenn wir beispielsweise negative News-Meldungen konsumieren, schaltet unser Gehirn auf Panik-Modus. Für unser Gehirn macht es keinen Unterschied, ob wir Bilder von einem Ereignis sehen, uns dieses nur vorstellen (wenn wir zum Beispiel Nachrichten hören) oder ob wir etwas wirklich erleben.
Das bedeutet, wenn wir eine negative News-Meldung konsumieren, ist es für unser Gehirn so, als würden wir die schlimme Situation selbst erleben. Es werden dieselben Areale aktiviert, die bei einer Stresssituation involviert sind und dementsprechend Reaktionen im Körper ausgelöst.
Wenn du, wie ich, etwas sensibler bist, spürst du das sehr gut. Vielleicht wirst du nervös, sehr traurig oder beginnst zu schwitzen.
Aber auch, wenn wir es nicht so klar im Körper spüren, werden vom Gehirn Signale gesendet, die sich auf unser Wohlbefinden auswirken. Wir fühlen uns gestresster und die allgemeine Zufriedenheit sinkt.
Man könnte nun schlussfolgern, dass wir dann ja einfach positive Inhalte konsumieren können, um uns gut zu fühlen. Und ja, kurzfristig funktioniert das auch.
Wenn wir Inhalte konsumieren, die uns zum Lachen bringen, uns inspirieren oder uns entspannen, werden Glückshormone wie Dopamin freigesetzt.
Sobald wir aber wieder in die analoge Welt zurückkehren, verschwindet dieser Effekt sofort. Oft fühlen wir uns sogar noch schlechter, weil unsere Realität im Kontrast zu dem steht, was wir gerade online gesehen haben.
Problematisch ist auch, dass wir mit Medien sehr viele Glücksgefühle in sehr kurzer Zeit erleben können. Ähnlich wie bei einer Droge, gewöhnen wir uns daran, dass ein Aussenreiz zu Glücksgefühlen führt und unser Körper reduziert die Produktion von Glückshormonen wie Dopamin.
Je mehr wir also konsumieren, um uns gut zu fühlen oder zu entspannen, desto schwieriger wird es, im Alltag Glücksmomente zu finden.
Wie schaffen wir es, weniger Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen?
Unseren Medienkonsum einfach von heute auf morgen zu reduzieren, ist gar nicht so einfach. Wenn wir unsere “Droge” plötzlich einfach weglassen, entsteht eine Lücke. Wir wissen gar nicht, was wir stattdessen tun sollen, fühlen uns schlechter als vorher und kehren schnell wieder ins alte Konsum-Muster zurück.
Der Autor Cal Newport empfiehlt in seinem Buch Digital Minimalism, zuerst neue sinnvolle Aktivitäten zu finden, bevor wir unseren Medienkonsum reduzieren.
Er schlägt vor, alle Technologien, die wir nicht zwingend im Alltag benötigen, zu Beginn 30 Tage wegzulassen. Welche Technologien weggelassen werden sollen (Netflix, Videospiele, Instagram, News-Portale…) muss jeder für sich entscheiden. Diese Tech-freie Zeit nutzen wir dann, um neue und sinnvolle Freizeitaktivitäten zu finden.
Nach dieser Zeit, können wir dann ganz bewusst eine Technologie nach der anderen wieder zurück in unser Leben lassen. Wichtig ist, dass wir genau festlegen, warum die Technologie in unserem Leben sein soll. Unterhaltung kann dabei natürlich auch ein berechtigter Grund sein.
Wenn dir das ein wenig zu radikal erscheint, habe ich hier noch ein paar andere Digital Detox Tipps, die für mich funktionieren:
- Handy in einer Schublade oder in einem anderen Zimmer aufbewahren, damit es nicht im Sichtfeld ist
- Notifikationen ausschalten
- Apps vom Handy löschen
- Alle Newsletter abmelden, die nicht wirklich einen Mehrwert schaffen
- Nur noch Leuten folgen, die inspirierend sind und nicht Gefühle wie Eifersucht, Minderwertigkeitskomplexe und FOMO auslösen
- Mindestens einmal pro Woche den E-Mail Posteingang komplett leeren
- WhatsApp Gruppen stummschalten
Verspielt bleiben
Eine Studie der Martin-Luther-Universität aus dem Jahr 2020 zeigt, dass Verspieltheit unser Wohlbefinden steigert und dass wir Verspieltheit sogar trainieren können.
Die Forscher liessen Versuchspersonen eine Woche lang Übungen machen, die die Verspieltheit anregen sollten. Das Ergebnis war ein gesteigertes Wohlbefinden und sogar Depressionen konnten gelindert werden.
Verspieltheit ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das nicht bei jeder Person gleich stark ausgeprägt ist. Aber auch, wenn du von dir denkst, dass du nicht verspielt bist, kannst du es trainieren.
Wie bringen wir mehr Verspieltheit in unseren Alltag?
Verspielt sein bedeutet nicht, dass wir ständig albern sein oder uns lächerlich machen müssen. Wir können Verspieltheit auf ganz einfache und angenehme Art und Weise in unseren Alltag bringen, indem wir zum Beispiel:
- Zeit mit Kindern verbringen
- Uns Zeit zum Tagträumen nehmen
- Einem kreativen Hobby wie Malen oder Stricken nachgehen
- Eine neue Sportart ausprobieren
- Unsere Möbel neu platzieren
- Spiele spielen (allein oder mit anderen)
- Einen Gegenstand anders benutzen als sonst
- Unsere Kleider und Accessoires neu kombinieren
- Ein neues Rezept ausprobieren
- Dankbarkeit üben für die kleinen Dinge in unserem Leben
Es kann auch hilfreich sein, einfach mal nur zu beobachten und den Fokus bewusst auf verspielte Dinge, die im Alltag passieren, zu legen.
In der oben erwähnten Studie hatten die Versuchspersonen beispielsweise die Aufgabe, sich jeden Abend 15 Minuten Zeit zu nehmen und 3 verspielte Dinge aufzuschreiben, die am Tag passiert sind. Dazu gehören zum Beispiel auch ungewöhnliche Ideen, die uns durch den Kopf gehen oder das Verhalten der Arbeitskollegin, das uns zum Lachen gebracht hat.
Dieser Fokus auf verspielte Dinge kann uns helfen, Inspiration für unsere eigene Verspieltheit zu finden und macht uns bewusst, dass das Leben nicht immer so ernst sein muss.
Ich hoffe, diese Ideen helfen dir, mehr Glücksgefühle und mehr Leichtigkeit in deinen Alltag zu bringen. Was ist dein persönliches Glücksrezept? Teile es gerne in den Kommentaren.
Liebe Grüsse
Dolores
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