Affirmationen für mehr Selbstliebe, die wirklich funktionieren
Beim Durchblättern des umfangreichen Dossiers, das ich beim Besuch meines letzten Seminars zum Thema Selbstwert und Selbstliebe erhalten habe, bin ich auf ein paar interessante Seiten gestossen, die noch ganz frisch waren. Keine Markierungen, keine Notizen.
Aus irgendeinem Grund hatte die Dozentin den Punkt Affirmationen fast komplett ausgelassen und ich konnte mich nun gemütlich zu Hause bei einem Kaffee ein wenig mehr in das Thema vertiefen.
Ich muss zugeben, ich war positiv überrascht, dass das Thema Affirmationen, zumindest im Skript zum Seminar, einen so grossen Platz bekommen hatte. Für mich war dieses Thema bis jetzt eher im – ich nenne es mal “esoterischen”- Bereich angesiedelt und weniger in der Psychologie.
Affirmationen werden also nicht nur von Manifestations-Gurus angepriesen, sondern haben auch in der psychologischen Beratung und Therapie eine wichtige Bedeutung. Studien wie diese geben einen Hinweis darauf, dass der Einsatz von Affirmationen tatsächlich einen positiven Effekt auf unsere Persönlichkeitsentwicklung haben kann.
Warum sollten Affirmationen unser Selbstvertrauen stärken können?
Um zu verstehen, wie Affirmationen uns dabei helfen können, mehr Selbstvertrauen zu gewinnen und Selbstliebe zu stärken, ist es wichtig, den Hintergrund eines negativen Selbstbilds zu kennen.
Schlussendlich sind es eigentlich immer nur Geschichten, die wir uns selbst erzählen, die unser Bild über uns selbst beeinflussen.
Wenn wir uns also immer wieder positive Dinge über uns selbst erzählen, fangen wir irgendwann an, diese zu glauben und zu verinnerlichen. Damit diese Idee ein wenig besser nachvollziehbar wird, beginnen wir bei der Entstehung von negativen Glaubenssätzen über uns selbst.
Ein geringes Selbstvertrauen ist keine angeborene Eigenschaft
Wir Menschen werden mit einem natürlichen Interesse für neue Dinge geboren. Jedes Kind hat den Drang, Neues zu entdecken und zu lernen. Es hinterfragt nicht, ob es schon stark genug ist aufrecht zu gehen oder ob es feinmotorisch genug begabt ist, einen Löffel zu halten. Es macht einfach, sobald die Zeit dafür reif ist. Wie eine Blume, die einfach blüht, wenn die äusseren Bedingungen richtig sind.
Wenn Kinder bei ihren Gehversuchen hinfallen, stehen sie auch nach dem 35sten Versuch wieder auf und üben so lange weiter, bis sie laufen können. Resilienz scheint bei Kleinkindern also ganz natürlich zu sein. Ohne dieses Grundvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, wäre eine natürliche Entwicklung unmöglich.
Warum verlieren wir dieses natürliche Vertrauen in uns selbst?
Als Kinder und Jugendliche machen wir viele Erfahrungen, die uns das Gefühl geben, weniger gut zu sein als andere. Vielleicht haben wir zu Hause oft gehört, dass wir zu laut, zu langsam oder zu schüchtern sind. In der Schule hatten wir schlechtere Mathe-Noten als die Banknachbarin und beim Fussball in der Pause wollte uns niemand in der Mannschaft haben. Solche Erlebnisse prägen uns und es entstehen falsche Selbstbilder wie “Ich kann nichts richtig machen”, “ich bin dumm” oder “ich bin eine Niete im Sport”.
Wenn wir dann etwas Neues anpacken wollen und es gelingt nicht so, wie wir es erwartet haben, fühlen wir uns bestätigt im negativen Selbstbild und geben auf.
Der innere Kritiker
In jungen Jahren ist Bindung unser wichtigstes Bedürfnis. Die Bindung an andere Menschen ist für uns überlebenswichtig. Aus diesem Grund passen wir uns der sozialen Umgebung an und verinnerlichen die negativen Selbstbilder, die an uns herangetragen werden.
Wir entwickeln einen sogenannten inneren Kritiker. Der innere Kritiker ist eine Stimme in uns, die uns kritisch beurteilt und manchmal sehr hart mit uns sein kann.
Der Kritiker erzählt uns Dinge wie: “Du machst dich lächerlich”; “Du bist einfach zu faul, um deine Ziele zu erreichen”; “Alle anderen machen das viel besser als du”; “Mit deiner Figur kannst du so etwas nicht anziehen” usw.
Mit diesen Sätzen verhindert er, dass wir mutig neue Dinge ausprobieren, unsere Kreativität ausleben und uns wohl in unserem Körper fühlen. Wenn der Kritiker zu laut wird, kann das unseren Selbstwert erheblich beeinträchtigen und schliesslich sogar zu ernsthaften psychischen Problemen führen.
Wie gehen wir mit dem inneren Kritiker am besten um?
Unsere innere kritische Stimme hat sich aus ehemals guten Gründen entwickelt. Sie hat uns vor Ausgrenzung geschützt und unser Überleben gesichert. Im Hier und Jetzt gibt es immer noch Situationen, wo die kritische Stimme hilfreich sein kann. Beispielsweise, wenn sie uns davor warnt, in der Öffentlichkeit über ein Thema zu sprechen, von dem wir keine Ahnung haben, weil wir uns blamieren könnten.
In den meisten Fällen ist sie jedoch überflüssig und hindert uns daran, uns weiterzuentwickeln und uns wohl zu fühlen mit uns selbst.
Wenn wir verstehen, was unser innerer Kritiker im Moment möchte, ist es einfacher, ihn einerseits als Teil von uns anzunehmen und ihm andererseits mit Gegenargumenten die Macht zu nehmen.
Nehmen wir an, du möchtest an einem Tanzkurs teilnehmen und dein innerer Kritiker sagt “Du wirst dich lächerlich machen, probier es gar nicht erst”. Er möchte dich im Grunde genommen also davor schützen, dass die Gruppe dich auslacht und ausgrenzt (tough love sozusagen).
In diesem Fall könntest du ihm erklären, dass dein Leben nicht davon abhängt, ob du in der Tanzgruppe gut ankommst und dass sowieso alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um zu bewerten, wie du tanzt.
Die Macht der Wörter
Das Konzept des inneren Kritikers zeigt, wie mächtig Worte sein können. Sie verändern unser Gefühl gegenüber uns selbst und führen dazu, dass wir unser Verhalten verändern.
Wenn negative Sätze über uns selbst unseren Selbstwert mindern können, muss es also umgekehrt auch möglich sein, unseren Selbstwert durch positive Formulierungen zu stärken.
Die weit verbreitete Anwendung von Affirmationen im Alltag und die Erfolge, die auch im therapeutischen Setting damit erzielt werden, sprechen eindeutig dafür.
Affirmationen
Damit Affirmationen auch wirklich funktionieren, gibt es ein paar Dinge, die wir berücksichtigen müssen. Das halbherzige Aufsagen oder Aufschreiben von schönen Worten wird mit Sicherheit nicht die gewünschte Wirkung erzielen.
Hier sind die wichtigsten Punkte, die wir beim Einsatz von Affirmationen beachten müssen, damit Sie auch wirklich wirken:
1. Glaubwürdigkeit
Es ist entscheidend, dass wir auch wirklich glauben, was wir uns selbst erzählen. Wenn du zum Beispiel einen stärkeren Körper und mehr Muskeln haben möchtest und du sagst dir “Ich sehe aus wie eine Fitness-Influencerin” fällt es dir möglicherweise schwer, diese Affirmation zu glauben. Du nimmst sie nicht ernst und fühlst auch nicht die positiven Gefühle, die du mit deinem neuen Körper fühlen willst.
Besser wäre in diesem Fall zum Beispiel “Ich schaffe 3 Klimmzüge mit meiner starken Oberkörpermuskulatur.”
2. Wiederholung
Damit unser Unterbewusstsein die neue Idee aufnehmen und als wahr abspeichern kann, braucht es viele Wiederholungen.
Es ist wie beim Lernen von neuen Inhalten. Wenn wir diese oft genug wiederholen, gelangen sie vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis und können von dort ohne viel Anstrengung abgerufen werden.
3. Regelmässigkeit
Am besten ist es, die neue Affirmation täglich und über einen längeren Zeitraum zu wiederholen. Ähnlich wie bei einer Vitamintablette entfaltet sich die Wirkung erst mit der Zeit, wenn wir sie regelmässig einnehmen.
4. Zeitpunkt
Der beste Zeitpunkt um Affirmationen gut aufnehmen zu können, ist kurz nach dem Aufwachen oder kurz vor dem Einschlafen.
Morgens sind wir noch unbeeinflusst von Erlebnissen des Tages und können uns besser auf unsere Affirmation einlassen. In der Nacht kann die Affirmation im Unterbewusstsein wirken.
5. Emotionen
Der wohl wichtigste Punkt für den Erfolg von Affirmationen ist die Verbindung mit der gewünschten Emotion. Wenn du dir beispielsweise wünschst, selbstbewusst vor anderen Leuten sprechen zu können, dann geh in das Gefühl, das du dabei haben willst.
Stell dir vor, wie alle gespannt zuhören, wie du ruhig sprichst und du genau weisst, was du sagen willst. Stell dir vor, wie alle interessiert Fragen stellen und am Schluss begeistert applaudieren. Fühlt sich gut an, oder?
Affirmationen richtig formulieren
Bei der Formulierung von Affirmationen gibt es ebenfalls ein paar wichtige Dinge zu beachten:
- Formuliere Affirmationen immer positiv mit Fokus auf dem Endergebnis
- Vermeide Verneinungen wie “nicht” oder “keine”
- Lass Begrenzungen wie “etwas” oder “ein wenig” weg
- Verwende knappe und präzise Sätze (Diese sind einfacher zu merken und der Fokus liegt auf dem Kernpunkt deines Wunsches)
- Konzentriere dich erstmal auf nur eine Sache / einen Wunsch
- Such dir für jedes Thema / jeden Wunsch eine eigene Affirmation
- Formuliere Affirmationen immer in der Gegenwartsform
- Deine Affirmation sollte individuell sein (Formuliere in deinen Worten)
- Vermeide Formulierungen mit “Ich will” (Das Wollen wird sonst zum Ziel und du wirst weiterhin “wollen” statt “sein” oder “haben”)
- Formuliere die Affirmation in der Sprache, die du am häufigsten verwendest oder in der du denkst
Anker für affirmationen
Es gibt verschiedene Wege, wie wir uns im Alltag immer wieder an unsere Affirmationen erinnern können.
Ich habe für mich ehrlich gesagt noch nicht den idealen Weg gefunden, Affirmationen im Alltag zu verankern. Ich habe es mit einem Notizbuch versucht, aber das ist irgendwann in der Schublade gelandet und ich erinnere mich nur noch ungefähr, was drin steht.
Damit die positiven Sätze regelmässig wiederholt werden können, ist es wichtig, dass sie in unserem Sichtfeld bleiben oder auf eine andere Weise in unserem Gedächtnis verankert werden.
Hier ein paar Ideen, die besser funktionieren als Notizbücher in der Schublade:
- Kleines Notizbuch, das immer in der Tasche dabei ist
- Post-its
- Sprachmemo auf dem Handy
- Bildschirmhintergrund
- Affirmationen aufschreiben als festes Tagesritual (wie Tagebuch Schreiben)
- Affirmations-Song
- Wecker
- Visionboard
20 Affirmationen für mehr selbstvertrauen und Selbstliebe
Nachfolgend habe ich 20 Selbstliebe-Affirmationen für dich gesammelt, die dir als Inspiration für deine persönlichen Affirmationen dienen können.
Such dir 2-3 Sätze aus und probier verschiedene Anker-Methoden aus, um die Passende für dich zu finden.
- Ich bin wertvoll und liebenswert, genau so wie ich bin
- Ich bin einmalig. Kein Mensch auf dieser Welt denkt, fühlt oder sieht so aus wie ich
- Ich bin stolz auf das, was ich bereits erreicht habe in meinem Leben
- Ich habe es verdient, erfolgreich zu sein
- Ich besitze alle Fähigkeiten, um meine Ziele zu erreichen
- Alles was ich mir wünsche, wartet bereits auf mich
- Ich vertraue darauf, dass alles genau richtig ist, so wie es ist
- Ich kann mit allen Situationen gut umgehen
- Alles, was ich brauche, trage ich bereits in mir
- Ich kann mich auf mich verlassen
- Das Universum ist immer auf meiner Seite
- Ich darf Neues lernen
- Ich kümmere mich gut um mich
- Ich darf auch mal Pause machen und entspannen
- Ich vertraue auf meine innere Stimme
- Alle meine Gefühle sind ok
- Mein Körper ist gesund und stark
- Ich bin geerdet und ausgeglichen
- Ich fühle mich wohl in meiner Haut
- Ich strahle Ruhe und Kompetenz aus
Für mich persönlich war die Auseinandersetzung mit dem Thema Selbstliebe ein wertvoller Reminder, besser darauf zu achten, wie ich mit mir selbst umgehe und was ich mir erzähle, wenn es mal nicht so gut läuft im Leben.
Ich hoffe, auch du konntest etwas Hilfreiches für dich mitnehmen aus diesem Beitrag und ich würde mich freuen, von dir in den Kommentaren zu lesen.
Liebe Grüsse
Dolores
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