Marie Kondo Aufräumstrategien, die immer noch funktionieren
Als ich vor etwa 8 Jahren durch einen Buchladen in München schlenderte, weil ich auf meinen Zug warten musste, strahlte mir das Cover von Marie Kondos Magic Cleaning auf der Präsentationsfläche für Neuerscheinungen entgegen.
Ich hatte keine Ahnung, wer Marie Kondo ist und auch keine besondere Beziehung zum Aufräumen. Aber die Idee, dass ich mein Leben durch Aufräumen verändern kann, tönte interessant. Also habe ich mir das Buch gekauft (eines der ganz wenigen Bücher, die ich physisch besitze) und wenn ich mich richtig erinnere, noch am gleichen Tag komplett durchgelesen.
Ich war verzaubert und konnte es nicht erwarten, die von ihr beschriebenen Strategien auszuprobieren.
Aufräumen kann unser leben wirklich verändern
Nachdem ich zu Hause angekommen war und zum Glück noch ein paar Tage frei hatte, bin ich direkt dem Aufräum-Wahnsinn verfallen.
Eine Woche lang habe ich bis spät in die Nacht alles in meinem Haushalt ausgemistet und aufgeräumt. Von Kleidern und Küchenutensilien bis hin zu meiner überlaufenden Sammlung an Erinnerungsstücken aus der Kindheit. Ich war im Flow.
Ob das Aufräumen unmittelbar zu Veränderungen in meinem Leben geführt hat, kann ich nicht mehr sagen. Sicher ist aber, dass sich direkt ein Gefühl von Leichtigkeit und Dankbarkeit für meine Dinge eingestellt hat, sobald ich alles ausgemistet hatte.
Aufräumen führt aber nicht nur zu mehr Leichtigkeit und Dankbarkeit für unseren Besitz. Es macht uns allgemein glücklicher und kann uns sogar beim Abnehmen helfen.
Dazu gibt es ein paar interessante Studien, die ich dir unten in den Quellen gerne verlinke.
Aufräumen beginnt bei unserer Beziehung zu Geld
Ein Leben ohne unnötigen Ballast beginnt bei unseren Kaufentscheidungen. Wenn wir unser Geld ganz bewusst nur für die Dinge ausgeben, die uns Freude bereiten und unser Leben bereichern, sammelt sich unnötiger Kram gar nicht erst an.
Die Beziehung zu unserem Geld ist ein wichtiger Faktor bei unseren Kaufentscheidungen. Oft haben wir viele negative Glaubenssätze, wenn es um Geld geht. Beispiel: Ich kann mit viel Geld nicht umgehen. Unbewusst tun wir dann alles, damit wir nicht zu viel Geld anhäufen. Wir geben es beispielsweise also für Dinge aus, die wir gar nicht benötigen und die unser Zuhause unnötig verstopfen.
Die Lösung: Unsere Glaubenssätze verändern. Wenn wir unser Geld mehr schätzen und einen besseren Umgang damit finden, überlegen wir uns genauer, wofür wir es ausgeben. Wir kaufen tendenziell weniger und investieren bewusster in Dinge, oder in Erlebnisse, die uns wirklich Freude machen.
Aufräumstrategie 1: NAch Kategorien ausmisten
Aufräumen ist für die meisten Menschen eine unliebsame Beschäftigung, die sie rasch hinter sich bringen wollen. Um das Aufräumen möglichst effizient zu erledigen, schlägt Marie Kondo vor, nach Kategorien auszumisten.
Oft befinden sich Dinge aus der gleichen Kategorie, z.B. Schreibmaterialien an unterschiedlichen Stellen in unserem Zuhause. Wenn wir nun an einem Tag im Büro unsere Schreibutensilien ausmisten und ordnen und am nächsten Tag das Wohnzimmer ausmisten und wieder Stifte finden, ist es schwieriger zu entscheiden, was weg darf.
Wir wissen nicht genau, ob wir vielleicht schon 3 Stifte in dieser Farbe besitzen, oder welcher nun am besten in der Hand liegt.
Wenn wir sämtliche Stifte, die in unserer Wohnung herumliegen, sammeln und vergleichen, können wir einfacher entscheiden, was wir noch brauchen und was nicht.
Gemäss Marie Kondo wird das Aufräumen zu einer endlosen Aufgabe, solange wir nach Zimmern oder Schubladen, statt nach Kategorien aufräumen.
Abgesehen davon, dass das Aufräumen nach Kategorien viel effizienter ist, finde ich es auch bereichernd und manchmal erschreckend zu sehen, wie viele Dinge wir von nur einer einzigen Kategorie besitzen.
Für jede Kategorie können natürlich beliebig viele Unterkategorien erstellt werden. Was wir unter einer Kategorie zusammenfassen, bzw. wie viele Unterkategorien wir erstellen, hängt dabei von unserem individuellen Besitz ab.
Aufräumstrategie 2: Dem Gefühl vertrauen
“Does it spark joy?”
Wer schon mal etwas von Marie Kondo gehört hat, kennt wahrscheinlich auch diese Frage.
Für ihre Aufräum-Methode ist das Gefühl ein entscheidendes Kriterium. In ihrem Buch schreibt sie, dass nur wir selbst entscheiden können, in welcher Umgebung wir glücklich sind.
Es ist wichtig, dass wir uns beim Ausmisten nicht an Kriterien orientieren, die von Anderen vorgegeben sind, oder die wir mit unserem Verstand generieren. Beispiele dafür sind: “Alles, was ein Jahr nicht getragen wurde, muss weg.” “Wenn ich eine neue Sache kaufe, muss eine andere dafür weg.” oder “Ich darf nur maximal 5 Flaschen Parfum besitzen.”
Diese Vorgaben können natürlich hilfreich sein, um kurzfristig unsere Aufräumziele zu erreichen. “Wenn diese erreichten Ziele aber nicht die Kriterien für unser ureigenes Wohlbefinden erfüllen, dann werden wir immer wieder ins alte Chaos zurückfallen”. Schreibt Marie Kondo weiter.
Sie schlägt vor, dass wir für jedes einzelne Stück, das wir besitzen, bestimmen, ob es uns wirklich glücklich macht. Dazu nehmen wir einen Gegenstand in die Hand und beobachten, wie wir uns fühlen.
Entsteht ein Gefühl von Leichtigkeit, Freude, Wärme oder Dankbarkeit? Oder fühlt es sich eher schwer und beklemmend an? Kommen vielleicht sogar Erinnerungen hoch, die wir gar nicht mehr haben wollen? Wie verändert sich unsere Körperhaltung, unser Gesichtsausdruck?
Wenn es dir schwer fällt, in einen Gegenstand hineinzufühlen, beginn mit Sachen, die du liebst und ganz klar behalten willst. Du kannst das Gefühl für diese Dinge als Massstab nehmen. Alles was sich nicht so, oder so ähnlich, anfühlt, kommt weg.
Aufräumstrategie 3: Jeder Gegenstand hat einen festen Platz
Der für mich hilfreichste Tipp aus “Magic Cleaning”, um mein Zuhause aufgeräumt zu halten, ist die Zuordnung eines Platzes für jeden einzelnen Gegenstand.
Einen Wohnort für jedes Ding zu definieren ist laut Marie Kondo “…eine unverzichtbare Voraussetzungen für erfolgreiches Aufräumen, Verstauen und Ordnunghalten.”
Auch wenn es ziemlich aufwändig ist für jeden Kleinkram eine Schachtel, Schublade oder ein Fach zu definieren, lohnt sich die Zeitinvestition. Haben wir erst einmal für alles den richtigen Platz gefunden, geht Aufräumen plötzlich sehr schnell.
Wir stehen dann nicht mehr ratlos mit einem Gegenstand herum und verlieren Zeit mit der Frage, wo er bloss hin soll.
Wenn adresslose Gegenstände einfach irgendwo hingestellt werden, führt das laut Marie Kondo automatisch zu noch mehr Chaos. “…es werden andere Dinge kommen, um diesen einsamen Gegenstand ohne feste Adresse zu trösten.”, lautet ihre amüsante Theorie dazu.
Ein weiterer Vorteil dieser Strategie ist, dass sie uns das Aussortieren von Sachen erleichtern kann. Wir erkennen ungeliebte Dinge besser, weil wir gar nicht erst Lust haben, für diese ein Zuhause zu finden.
Mit dieser Ordnungsstrategie haben wir auch immer den perfekten Überblick über unsere Sachen und können so unnötige Doppelkäufe vermeiden.
Wenn ich vor einer Kaufentscheidung stehe, finde ich es sehr hilfreich, mir bereits zu überlegen, wo die neue Anschaffung ihren Platz finden wird. Wenn es keinen offensichtlichen Platz gibt, ist der Gegenstand entweder doch nicht so wichtig, oder etwas anderes muss für ihn Platz machen.
Aufräumstrategie 4: Die Tasche ausräumen
Ein interessanter Aufräumtipp, den ich bis heute nicht vergessen habe, ist das tägliche Ausräumen der Tasche, die wir am Tag mit uns herumgetragen haben.
Marie Kondo geht davon aus, dass die Aufbewahrung von Sachen nicht die Aufgabe unserer Tasche ist. “Die Aufgabe der Tasche besteht darin,Ihnen den bequemen Transport Ihrer persönlichen Dinge unterwegs zu ermöglichen.”, schreibt sie.
Damit hat sie natürlich nicht unrecht, aber hilft es uns wirklich beim Ordnung halten, wenn wir die Tasche jeden Abend ausräumen? Ist das nicht unnötiger Aufwand, wenn wir sowieso jeden Tag die gleiche Tasche benutzen?
Obwohl ich an den meisten Tagen der Woche mit der gleichen Tasche aus dem Haus gehe, finde ich es hilfreich, diese am Abend auszuräumen. So entsteht kein Chaos in der Tasche durch alte Kaufbelege, To Do – Listen, Papierchen vom Müsli-Riegel oder gebrauchte Papiertaschentücher. Es können sich auch keine Bakterien in gebrauchter Tupper Ware vom Mittagessen im Büro oder der getragenen Sportkleidung breit machen.
Zusätzlich behalte ich den Überblick über meine Sachen und der Kaufbeleg, den ich als Garantieschein aufbewahren will, geht nicht verloren.
Das Ausräumen der Tasche hat mich auch dazu motiviert, wirklich für jeden Krimskrams einen eigenen Platz zu finden. Andernfalls wäre das Ausräumen der Tasche nur eine Verlagerung von Chaos.
Falls wir uns morgens spontan für eine andere Tasche entscheiden, wissen wir so genau, wo wir alles finden, was wir für den Tag brauchen und müssen nicht hektisch den Inhalt der Tasche vom Vortag durchwühlen, um alles Nötige zu finden.
Marie Kondo merkt ausserdem an, dass unsere Taschen länger schön bleiben, wenn wir sie jeden Abend von unseren Dingen befreien. Nur so kann sie sich richtig erholen und bleibt uns länger treu. Ich mag diesen Gedanken.
Aufräumstrategie 5: Dankbarkeit
Dinge loszulassen, kann ziemlich schwierig sein. Vor allem, wenn wir viel für etwas bezahlt haben, oder es sich um ein Geschenk eines lieben Menschen handelt.
Auch wenn wir klar spüren, dass uns eine Sache keine Freude mehr bereitet (“spark joy”) versuchen wir uns dann mit unserem Verstand zu überzeugen, dass sich in der Zukunft sicher eine Gelegenheit ergeben wird, die schönen Schuhe zu tragen oder dass es wertschätzend gegenüber dem Schenkenden ist, wenn sein Geschenk in einer dunklen Ecke verstaubt. Immerhin haben wir es ja nicht einfach weggeworfen.
Marie Kondo geht davon aus, dass jeder Gegenstand eine Aufgabe besitzt. Es ist beispielsweise nicht die Aufgabe von jedem Kleidungsstück, das bei uns einzieht, unser Lieblingsteil zu werden.
Manchmal ist die Aufgabe eines Kleidungsstücks, uns zu zeigen, was wir nicht mögen, oder was uns nicht steht. Manchmal ist es auch nur die Freude, die es uns beim Einkaufen bereitet hat.
Ein Geschenk hat beispielsweise seine Aufgabe bereits erfüllt, wenn der Schenkende die Sache mit Freude gekauft, verpackt und übergeben hat
Für den Aufräum-Erfolg ist es entscheidend, dass wir diese Aufgaben erkennen und dankbar sind für das, was uns der Gegenstand gegeben oder gelehrt hat.
Das Wegwerfen von Dingen, die Ihre Aufgabe erfüllt haben, ist gemäss Marie Kondo Wertschätzung für die Sache. Wenn wir Dinge einfach behalten, nicht nutzen und schliesslich vergessen, ist das keine Wertschätzung.
Zusätzlich hilft uns das Ausmisten von ungeliebten Dingen, die Sachen, die wir behalten, noch mehr zu schätzen und dankbar für diese zu sein.
“Um die Dinge, die wir behalten, richtig wertzuschätzen, müssen diejenigen, die ihre Aufgabe erfüllt haben, weggeworfen werden.”, schreibt sie.
Aufräumen macht Spass
Nachdem ich diese Strategien nun einige Jahre regelmässig anwende, würde ich bestätigen, dass richtiges Aufräumen tatsächlich unser Leben verändern kann.
Wir fühlen uns leichter und entspannter, können besser erkennen, was uns wirklich wichtig ist im Leben und sind dankbarer für die Dinge, die wir haben.
Falls du nicht bereits die eine oder andere Strategie anwendest, probier’s am besten selbst aus und spür, was richtiges Aufräumen mit dir machen kann.
Ich wünsche dir viele Erkenntnisse und Spass beim Aufräumen.
Liebe Grüsse
Dolores
Quellen
Buch Magic Cleaning von Marie Kondo
Studie zum Zusammenhang zwischen Aufräumen und unserer Stimmung: https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0146167209352864
Artikel zu den verschiedenen Auswirkungen, die Unordnung auf uns haben kann: https://www.spektrum.de/news/was-unordnung-mit-uns-macht/1624160
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